Alte Heilig-Geist-Kirche

Kleinod am Isarhochufer und Wahrzeichen der Gemeinde Pullach i. Isartal

Alte Heilig-Geist-Kirche, Pullach i. Isartal

Hoch über dem Isartal

Beschreibungen unserer Alten Heilig-Geist-Kirche beginnen häufig mit der Schilderung ihrer einzig­artigen Lage direkt an der Steilkante des Isarhochufers. Auf zahl­losen Postkarten ist dieses Motiv abgebildet. Uns Pullachern ist die andere Sicht auf die Kirche vertrauter: Bescheiden zurückgesetzt von dem nach ihr benannten Kirchplatz bildet sie den ruhenden Pol im Zentrum des alten Dorfes. Dort steht sie in dieser Form seit mehr als 500 Jahren. Den heutigen Bau datieren Kunsthistoriker in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im Turm finden sich aber noch Reste des Vorgängerbaus.

Alte Heilig-Geist-Kirche von vorne

Die Zwiebel auf der Spitze

Der Anblick des Kirchturms ist vielen von uns wahrscheinlich zu vertraut, als dass die Eigentümlichkeit auffallen würde. Auf der Mauerkrone des Turmes findet sich aber eine höchst ungewöhnliche Haube: Sie beginnt von unten wie eine gotische Spitze und würde damit ausgezeichnet zum restlichen Außenbau der Kirche passen. Unvermittelt ist der Kegel aber abgeschnitten durch eine aufgepfropfte kleine Turmzwiebel. Die Gründe für dieses merkwürdige Erscheinungsbild sind bis heute nicht erforscht. Gesichert ist nur, dass der Kirchturm im Jahr 1783 durch einen Blitzschlag erheblich beschädigt wurde. Es darf angenommen werden, dass man bei der Erneuerung die Zwiebel auf die Spitze gesetzt hat und dass der Turm seither so aussieht, wie wir ihn heute kennen.

Am Ausgang des Mittelalters

Die Pullacher Kirche war ursprünglich dem Hl. Stephanus geweiht. Bereits die Diözesanmatrikel aus dem Jahr 1560 verzeichnen, der Hochaltar der Kirche sei „dedicatum Spiritui sancto“, also dem Hl. Geist geweiht. Die Gebäudeform der Kirche gehört der späten Gotik an. Der Chor ist fünfeckig ausgestaltet und „nicht-eingezogen“, d.h., er ist ebenso breit wie das Kirchenschiff, das sog. Langhaus. Wegen dieser Form und weiterer baulicher Details wird eine bauliche Verwandtschaft mit der Münchener Lieb­frauenkirche und der Schlosskapelle der Blutenburg angenommen. Auch die Schlusssteine im Gewölbe im Kircheninnern weisen in die nahegelegene Landeshauptstadt: Sie zeigen das bayerische Wappen des Herzog Siegmund von Bayern-München und das Münchener Wappen mit dem Münchner Kindl, eine der älteste Darstellungen überhaupt, wenn nicht die älteste. Außerdem ist eine Abbildung des Gnadenstuhls an der Decke zu sehen. Das Wappen der Münchener Patrizierfamilie Pötschner befindet sich im Gewölbe, was darauf hindeutet, dass diese Familie einer der Hauptgeldgeber für den Bau der Kirche war.

Umgestaltungen im Inneren

So wenig sich die äußere Gestalt der Kirche im Lauf der Jahrhunderte verändert hat, so tiefgreifend waren die Umgestaltungen im Innern. Von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche ist insbesondere noch das steinerne Sakra­mentshäuschen erhalten. Daneben finden sich zwischen den neugotischen Glasfenstern auch zwei sehr alte Glas­malereien des Gnadenstuhls und des Auferstandenen. Sie werden als Münchener Arbeiten um 1470 angesehen und dürften sich bereits seit der Fertigstellung des Baus in der Kirche befinden.
Nachdem die Kirche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine barocke Ausstattung erhalten hatte, fand in den 1880er Jahren unter Mitwirkung Gabriel von Seidls (1848–1913) eine tiefgreifende und bemerkens­werte Regotisierung des Kirchenraumes statt. Gabriel von Seidl war ein bekannter Münchener Architekt des Historismus und des Heimatstils, dem München so prägende Bauten wie das Lenbachhaus, das Bayerische National­museum oder das Künstlerhaus am Lenbachplatz verdankt. Im Jahr 1902 gründete er den bis heute bestehenden Isartalverein.

Qualitätvolle Ausstattung

Anders als bei vielen anderen Regotisierungen verzichtete man in Pullach weitgehend darauf, neu­gotische Kunstgegenstände für die Kirche anfertigen zu lassen. Vielmehr wurden bereits in der Kirche vorhandene Kunstwerke re­stauriert und die Ausstattung um gotische Originale ergänzt, die aus dem Kunsthandel erworben wurden. Wer all diese beachtlichen Investitionen finanziert hat, ist bis heute leider nicht erforscht.
Der Hochaltar der Kirche wurde aus originalen gotischen Teilen mit neugotischen Rahmungen und Aufbauten zusammen­gesetzt. Bemerkenswert ist in seinem Zentrum eine holzgeschnitzte Darstellung des Pfingstwunders.
Vorsichtige Kunsthistoriker datieren sie schlicht auf um 1480. Teilweise wurde sie aber auch als Werk Erasmus Grassers, seiner Werkstatt oder seines Umfelds angesehen. Zu den wertvollsten Stücken der Ausstattung gehören ferner zwei Tafelgemälde mit Marterszenen der Hll. Veit und Stephanus. Die Tafeln sind auf das Jahr 1489 datiert und werden als Werke aus der Werkstatt des spätgotischen Meisters Jan Polack (um 1450–1519) eingeordnet.

Pfingstwunder-Hochaltar, Alte Heilig-Geist-Kirche, um 1480: Das Altarbild stellt Maria ganz in den Mittelpunkt. So, als würde es sich nicht um eine Heilig-Geist-Kirche handeln, sondern um eine Marienkirche.


Die Alte Kirche heute

Die Wirren des 2. Weltkriegs überstand die Kirche weitgehend unbeschadet. Dazu mag auch der Tarnanstrich beigetragen haben, mit dem man sie versehen hatte, um Kirche und Dorf vor Luftangriffen zu schützen. Die wertvollen Kunstgegenstände im Kircheninnern waren allerdings vorsorglich ausgelagert worden.

Seit 1956, mit der Weihe der Neuen Heilig-Geist-Kirche am Christkönig-Sonntag, ist es um die Alte Kirche stiller geworden. Die Verbundenheit der Pullacherinnen und Pullacher ist aber groß, und auch viele Ausflugsgäste nehmen sich die Zeit für einen kurzen Abstecher vom lebhaften Treiben des Kirchplatzes hinein in die Alte Kirche.

2020/21 wurden Teile der Friedhofsmauer und die Regenentwässerung erneuert. Samt Wiederherstellung der Außenanlagen beliefen sich die Kosten auf über 200.000 Euro. 2023/24 wurden die restliche Friedhofsmauer und die historischen Grabkreuze erneuert. 2024 wurde der Innenraum teilweise gestrichen, die Figuren wurden fachmännisch gereinigt und das Lichtkonzept erneuert. Seitdem straht die Alte Kirche wieder in neuem Glanz, und jedem Besucher wird klar, welches Kleinod wir in Pullach hüten dürfen.

2025 steht die Sanierung der Orgel im Fokus. Das wertvolle, denkmalgeschützte Instrument aus der renommierten Münchner Orgelbauwerkstatt Franz Borgias Maerz stammt aus dem Jahr 1902 und verfügt über eine erhaltenswerte Grundsubstanz. Schmutz, Feuchtigkeit und Schimmel haben dem Instrument stark zugesetzt. Dringend erforderlich sind Reinigung, Restaurierung, technische Überholung und klangliche Anpassung. Die dafür nötigen 90.000 Euro sollen bis Sommer 2025 durch Veranstaltungen und Spenden zusammenkommen. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende (s.u.)!

Altarraum um 1950; Die Vorhänge waren je nach liturgischer Zeit in verschiedenen Farben.

Pullacher Schriftenreihe

2025 erscheint Band XII der Pullacher Schriftenreihe über die Alte Kirche.

Dr. Reinhard Siegert und Christine Salfer

Für den Erhalt der Alten Kirche

Unsere Alte Kirche ist das Wahrzeichen Pullachs und ein Schatz, den wir hüten dürfen.

Die Instandhaltung der denkmalgeschützten spätgotischen Kirche ist aufwändig und kostspielig. Die aufsteigende Feuchtigkeit macht dem Kirchenbau ständig zu schaffen.

So hat allein die Renovierung eines Teils der Friedhofsmauer und die Erneuerung der Regenentwässerung samt Wiederherstellung der Außenanlagen 2020/2021 mehr als 200.000 Euro gekostet. Die anstehende Orgelsanierung ist mit 90.000 Euro projektiert. Daher bitten wir dauerhaft um Ihre Unterstützung.

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte geben Sie in der Betreffzeile Ihre vollständige Anschrift an. Bei Beträgen über 300 Euro erhalten Sie dann von der Kath. Pfarrkirchenstiftung Heilig Geist Pullach eine Spendenquittung. Bei Beträgen unter 300 Euro genügt Ihr Kontoauszug als Beleg für die Steuererklärung.

Kath. Pfarrkirchenstiftung Heilig Geist Pullach
IBAN: DE86 7025 0150 0190 5600 45
Verwendungszweck: Alte Kirche

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag zum Erhalt unserer Alten Kirche!